Die Platte lebt e.V.

August 2009

Zum ersten Mal gemeinsam
Neu Zippendorf und Mueßer Holz feiern am 5. September ihr Stadtteilfest

In diesem Jahr feiern die Stadtteile Neu Zippendorf und Mueßer Holz zusammen ein großes Stadtteilfest am Fuße des Fernsehturms. Am 5. September wird es dort von 14 bis 18 Uhr Spiel, Spaß, Action und gute Unterhaltung geben. MueZi, die Stadtteilmaus, erwartet viele Vereine, Verbände, Wohnungsunternehmen, Einrichtungen und Parteien mit ihren Infoständen. Die Polizei wird kostenlos Fahrräder codieren. Am bunten Bühnenprogramm wirken u. a. die Vereine „Kuljugin“, „Freundschaft“, „Wissen“, „Kontakt“, „Schalom“ und „Die Platte lebt“ mit. Für Abwechslung werden aber auch die jungen Breakdancer von „Power for Kids“ und die Akkordeongruppe des Behindertenverbandes sorgen. Zum Auftakt spielt das Musikkorps der Freiwilligen Feuerwehr Schwerin. Hauptattraktion für die kleinen Besucher wird ganz sicher das „4 in 1“ Fungee-Trampolin sein, ein Sprungerlebnis für die ganze Familie. Vier Personen können damit gleichzeitig „in die Luft gehen“. Auch die Redaktion Turmblick wird vertreten sein und das Buch „MueZi und ihre Freunde“ präsentieren.  Es enthält Geschichten von Kindern aus dem Stadtteil über das Stadtteilmaskottchen und ist mit lustigen Malarbeiten illustriert. Die jungen Autoren werden die ersten Exemplare signieren und versteigern. Auch die Schulklassen, die in der Aktion „Sauber ist cool“ für mehr Ordnung und Sauberkeit im Wohngebiet sorgen, sollen vom Stadtteilmanagement geehrt werden, das traditionell wieder ein Stadtteilquiz vorbereitet. Für Kaffee und Kuchen ist der Verein „Hand in Hand“ zuständig. Sie alle laden Sie recht herzlich ein, am 5. September mitzufeiern. Das Fest wird gefördert über das Programm „Soziale Stadt“ sowie von vielen Sponsoren. Unterstützung kommt auch vom benachbarten Internationalen Feuerwehrmuseum. hl

 

„Es wird nicht das einzige bleiben“
Mulikulti-Sommerfest rund ums „Eiskristall“ brachte viel Abwechslung und Spaß
 
Das hatten die Bewohner in der Pankower Straße wohl noch nicht erlebt: Zwischen grauen Plattenbauten zeigten Frauen farbenfrohe Abendkleider und temperamentvolle Tänze. Junge Leute rappten, es wurde gesungen und musiziert. Alt und Jung, Einheimische und Migranten hatten sich zusammengefunden, um gemeinsam den Sommer zu begrüßen – mit Gesang, Tanz und Spiel. Zu den Gästen gehörten auch der Integrationsbeauftragte der Stadt Schwerin, Dimitri Avramenko, sowie die Stadtvertreter Thoralf Menzlin (Die LINKE) und Stev Ötinger (FDP). Während die Lütten beim MueZi-Zielwerfen um kleine Preise kämpften, kamen sich die Erwachsenen bei Kaffee und Kuchen näher.  Das Wetter spielte zum Glück mit, so dass das Programm, das über den Verfügungsfonds „Soziale Stadt“ gefördert wurde, wie geplant vor dem Stadtteiltreff ablaufen konnte. Und das war sehr kontrastreich. Die Rapper von „Power for Kids“ beeindruckten mit Texten, die unter die Haut gingen. Irina Grewzow, Elena Schmidt und Zoja Vites zeigten selbst geschneiderte Kleider, die selbstbewusst und mit viel Freude präsentiert wurden. Bei den Liedern wurde kräftig mitgesummt oder mitgesungen. Selbst den Platten-Song des Vereins gab es auf Russisch. Am Ende brachte es Mitorganisatorin Irina Abliganz vom Stadtteilmanagement Neu Zippendorf auf den Punkt: „Durch solche Feste lernen wir unterschiedliche Kulturen und Talente kennen. Deshalb wird es sicher im nächsten Jahr wieder so ein Sommerfest geben.“ hl
 
 
Frühling im „Eiskristall“
Vielfältige Veranstaltungen lockten zahlreiche Besucher in den Stadtteiltreff
 
Die jüngsten Besucher kommen im Kinderwagen angerollt, die ältesten sind weit über 80 und nehmen den Rollator. So gesehen hat der Stadtteiltreff des Vereins „Die Platte lebt“, der erst im März am Berliner Platz eröffnet wurde, schon jetzt sein Ziel erreicht, ein Treff für Alt und Jung zu werden. Dank der zusätzlichen Förderung der Reihe „Neu Zippendorf liest“ über den Verfügungsfonds „Soziale Stadt“ konnte im Frühjahr ein vielseitiges Programm aufgestellt werden.
 
Von Kindern und für Kinder
 
Am 13. Mai lasen Kinder die prämierten MueZi-Geschichten, die sie im Rahmen des Schreibwettbewerbs „MueZi & ihre Freunde“ eingereicht hatten. Samar Ismael, Patricia Handschke, Sandra Stumkat und die Kita „Spatzennest“ stellten ihre Texte vor. Unter den Zuhörern gab es nicht nur Kinder, sondern auch Senioren, die extra vom Großen Dreesch gekommen waren. Besonders groß war die Freude, als MueZi, die Stadtteilmaus, den Autoren Freikarten für die BUGA überreichte. Auch bei der Lesung „Funo und der Nussbaumhügel“ am 17. Juni gingen die Lütten nicht leer aus.  Nicht nur die Berliner Autorin Gabi Desch las einige Kapitel aus ihrem Buch vor, auch Mara Handschke und Marc-Kevin Schwarz, beide aus der Grundschule am Mueßer Berg, gaben eine Kostprobe. Marc als Sieger des Leseduells durfte das Funo-Buch für seine Hortgruppe (IB-Kita „Lütte Meckelbörger“) mit nach Hause nehmen. Zwei weitere Bücher verbleiben im „Eiskristall“, so dass die Kinder sie hier zu Ende lesen können, wenn sie demnächst mit ihrer Klasse, der Kita-Gruppe, mit den Eltern oder den Großeltern in den Stadtteiltreff kommen. Neben Gedichten und Liedern zum Thema Mode stand am 26. Mai eine kleine Modenschau im Mittelpunkt. Die Akteure gestalteten einen amüsanten Abend rund um Modetrends und gaben Tipps für preiswertes Kleiden, denn viele Kleidungsstücke kann man aufpeppen und so Geld für Neuanschaffungen sparen. Maria Charaustenko, eine arbeitslose Schneiderin aus Neu Zippendorf, zeigte selbst genähte Blusen und Kleider, die von Irina Abliganz vorgeführt wurden. Viel Spaß hatten die Zuschauer, als die Stadtteilpolizistin „Razzia van de Dreesch“ das Designerkleid „Hartz IV“, das aus einer Mülltüte kreiert wurde, vorführte. Doch mit besonderer Spannung erwartet wurde die Vorher-Nachher-Show, in der Stadtteiltreff-Mitarbeiterin Evelyn Scheffler umgestylt wurde. Anna Alexandrowa und Raisa Rusakov vom Frisiersalon „Hair magic“ in der Pankower Straße übernahmen die neue Frisur bzw. das Make-up. Nicht nur die Zuschauer waren vom Ergebnis begeistert. Auch das Model selbst hatte offensichtlich viel Freude am Schaulaufen auf dem roten Teppich. „Das hat ganz viel Spaß gemacht und ich fühle mich toll im neuen Outfit“, schwärmte Evelyn Scheffler noch lange nach der Show.
 
Kabarett und Platt
 
Das Kabarett „Spätlese“ war nach seinen Auftritten in der Stadtteilbibliothek im Juni erstmals im Stadtteiltreff zu Gast. Das Interesse war schon im Vorfeld riesig, so dass am Ende die Stühle nicht reichten und einige Gäste mit der Treppe vorlieb nehmen mussten. Für ihr aktuelles Programm „Total bedient“ gab es viel Applaus. Neuland betrat auch Karl- August Puls, als er am 13. Juni die Reihe der plattdeutschen Nachmittage im „Eiskristall“ einläutete, zur Freude der Gäste, dass sie endlich mal wieder Platt hören und snakken können. Wilma Schneider aus der Von-Schulenburg- Straße entschloss sich spontan zu einem eigenen Kurzauftritt und gab den „Gauden Rat“ von Rudolf Tarnow zum Besten. Auch Kinder steckten die Nase in die Tür und stellten sich einem kleinen Plattdeutschtest von Karl- August Puls, der mit seinen 81 Jahren das älteste Mitglied im Verein „Die Platte lebt“ ist. „Kaffesnack“ soll es künftig mindestens einmal im Monat geben. Der Stadtteiltreff hat seit Juni übrigens durchgängig von Montag bis Sonntag von 12 bis 19 Uhr geöffnet. Sie erreichen die Mitarbeiterinnen des Treffs telefonisch unter Tel. 4 79 25 64. hl

 

Das Ehepaar Rötz gehört zu den „Kümmerern“ Ihr reiches Tätigkeitsfeld haben beide im und um den Treff „Eiskristall“
 
Sie gehören zur Spezies Nachbarn, von denen man sich gern mehr wünschen würde. Leider aber ist diese Art nicht gerade reich gesät. Es sind die so genannten Kümmerer und zu ihnen gehört das Ehepaar Renate (57) und Peter (56) Rötz. Meist findet man beide im Stadtteiltreff „Eiskristall“ am oberen Berliner Platz. Dort sorgen sie dafür, dass sich die Besucher wohl fühlen und dass ringsum alles einladend und sauber wirkt. Renate und Peter Rötz, beide gebürtige Schweriner, sind seit Beginn dabei. Sie erlebten mit, wie seit den siebziger Jahren die drei Dreescher Stadtteile wuchsen – Peter baute selbst an den ersten Mehrgeschossern mit und sah auch manchen von ihnen nach der „Wende“ wieder verschwinden – und bis heute haben sie ihren Wohnsitz in der „Platte“. Die gelernte technische Zeichnerin war nach dem Ende der DDR vorwiegend im sozialen Bereich tätig, half zudem vielen Migranten, sich in der neuen Heimat schneller zurecht zu finden. Als im Herbst vergangenen Jahres der geplante Stadtteiltreff Konturen anzunehmen begann, fand auch ihr Hobby Backen und Kochen neue Nahrung und so zögerte sie nicht lange, sich um eine feste Mitarbeit im „Eiskristall“ zu bewerben. Bis heute hat sie es nicht bereut. „Mir macht es einfach Spaß, Besucher mit Kaffee und Kuchen, mit Tee, Saft oder Wasser bewirten zu können und ihnen ein freundliches Umfeld zum Klönen, aber auch zum Entspannen zu schaffen“, sagt die mütterlichresolute Frau, die ihre Kombi- Lohn-Stelle weit über die vereinbarte Zeit hinaus ausfüllt – alltags wie am Wochenende. Im Ehemann Peter findet sie praktisch-kompetente Hilfe. Er ist der „gute Geist“ von Neu Zippendorf und dem Mueßer Holz. Er säubert das Umfeld, leert Papierkörbe, beseitigt Graffiti und erledigt ärgerliche Kleinreparaturen. Auch den umstrittenen „Monster- Kissen“ auf dem Dreescher Markt ist er schon zu Leibe gerückt. Außerdem sorgt er geradezu pingelig für den einladenden Blumen- und Pflanzenschmuck rund um das „Eiskristall“. Doch auch die anderen Grünanlagen liegen ihm am Herzen. Und so ist eines der Bewohnerprojekte, für die der Hobby-Gärtner zuständig ist, das Erneuern bzw. neu Anlegen von Vorgärten. Viele Jahre war der Trockenbauer und Bautischler beim ehemaligen WGK (Wohnungs- und Gesellschaftsbaukombinat) der DDR tätig, danach bei verschiedenen Bauunternehmen. Ein zweifacher Bandscheibenschaden zwang ihn zum Aufgeben. Nun hat er sein gemeinnütziges Betätigungsfeld gefunden. Mit „ein Hasenpoot in’e Tasch“ kommentiert er sein Tun schmunzelnd so: „Man kann doch sein Umfeld nicht einfach sich selbst überlassen, denn es ist doch klar: Schönes Wohnen hebt die Lebensqualität.“ Auf die Uhr schaut auch Peter Rötz nicht. Neben dem „Eiskristall“-Trio mit Programmkoordinatorin Evelyn Scheffler, Hilda Winterholler und seiner Ehefrau ist Peter Rötz der „Mann für alle Fälle“. Alle vier sind bei „Planung und Technik“ über das Programm Kommunal- Kombi angestellt, das durch den Europäischen Sozialfonds mitfinanziert wird. ric
 
 
Gemeinsam gegen Rechts, was heißt das?
 
Menschenverachtender Rassismus ist keine Basis für politisches oder sonstiges Handeln. Wer sich weigert, im Landtag zum Gedenken an die Holocaust-Opfer aufzustehen, will provokativ diese menschliche Grundposition verlassen. Was ist daran für Wähler so interessant? Macht uns, was verboten ist, gerade scharf (Wolf Biermann)? Oder sind Menschen/Wähler das dumpfbackige Volk, „das belogen werden will“ (Oswald Metzger, früher Mitglied der SPD und Grünen, heute der CDU, im Interview des Zeit-Magazins vom 25. Juni.2009), mit Parolen verführt werden will? Vielleicht stimmt es: „Wenn die da oben das machen, unmoralisch werden, dann sehe ich zu, wie ich mich ebenso durchs Leben schlängele“ (Metzger, siehe oben). Manche können das besser, manche schlechter, auch in der großen Politik, der Wirtschaft, unter den „Wichtigen“, selbst in Schwerin. Was hilft? Wir in den Dreescher Stadtteilen brauchen Teilnahme, Bildung, Information, Einmischung, um bei uns vor Ort etwas zu erreichen. Es geht: Bürgerbegehren Schwimmhallen, Haus der kleinen Forscher, Eiskristall, Trinkerecke, Stadtteilfeste, Neubau von Schule und Kita usw., auch wenn es manchmal unendlich mühsam ist. Wir können und werden mit den Engagierten aus allen demokratischen Parteien/Vereinen und Gruppierungen weitermachen und dabei auch die Solidarität derjenigen einfordern, denen es gut und besser geht und die der Gesellschaft auch deshalb etwas zurückgeben müssten (so die beeindruckende Stellungnahme einer CDU-Politikerin im Forum „Gemeinsam gegen Rechts“). Dann hat Rassismus bei uns keine Chance! Christian Schneider
 

 

 

 

nach oben