Mai 2011

Ute Freudenberg ist Stargast
Verein „Die Platte lebt” lädt zum Stadtteilfest am Fernsehturm ein

 
Am 25. Juni feiern die Stadtteile Großer Dreesch, Neu Zippendorf und Mueßer Holz gemeinsam ihr Stadtteilfest am Fuße des Fernsehturms – als Höhepunkt einer ganzen Festwoche zum 40-jährigen Bestehen des Dreesches.
Der Stargast des Festes kommt aus Weimar: Ute Freudenberg. Deren Gesangstalent wurde gerade in dem Jahr entdeckt, als auf dem Dreesch der Grundstein für das größte Plattenbaugebiet Schwerins gelegt wurde:1971. Die „Jugendliebe“ der Popund Schlagersängerin wurde zum beliebtesten Osthit aller Zeiten gekürt und wird natürlich beim Stadtteilfest zu hören sein - dank der Unterstützung der Stadt Schwerin, des Verfügungsfonds „Soziale Stadt“ und vieler Sponsoren. Davor gibt es von 14 bis 18 Uhr ein Non-Stop-Bühnenprogramm der Vereine, Schulen und Kitas unter dem Motto „So bunt wie unsere Stadtteile“. Mit dabei sind u. a. der Rock- und Popchor der Astrid- Lindgren-Schule / IGS „Bertolt Brecht“, das Showballett „Charme“ und das Gesangsensemble „Serenade“ vom Verein „Kuljugin“, die Kindertanzgruppe „Sternchen“ vom Deutsch-Russischen Kulturzentrum „Kontakt”, das Tanzstudio „Makkabi“ und natürlich MueZi, die Stadtteilmaus. Die Evangelische Jugend bringt ein großes Dreesch- Puzzle mit, das sie im Rahmen ihres Xenos-Projekts gebaut hat und übergibt einen Panorama-Flyer für die Aussichtsplattform auf dem Fernsehturm. Kita- und Hortgruppen zeigen mit Malarbeiten ihre Sicht auf den Stadtteil. Die schönsten Bilder werden von den Besuchern ausgewählt.
Mit Spannung erwartet wird auch der Auftritt von Miss und/oder Mister Dreesch, die beim Sommerfest am 18. Juni im „Eiskristall“ am Berliner Platz gekürt werden und beim Stadtteilfest erstmals ins Rampenlicht treten. Neben dem Festempfang der Oberbürgermeisterin im Atrium der Astrid-Lindgren-Schule, einem Erzähl-Café zur Dreesch- Geschichte im Stadtteiltreff „Eiskristall“, einem „Markt der Möglichkeiten“ beim Internationalen Bund, einem Festgottesdienst mit Gemeindefest in der Petruskirche, Theater, Straßenfußball und Ausstellungen wird es auch feierliche Einweihungen geben. Die Kita gGmbH nimmt ihre neue Einrichtung in der Eulerstraße in Besitz und die DKB lädt zur Teilübergabe ihres Angers mit Windspiel und Spielplatz im Innenhof der Justus-von-Liebig-Straße ein. Außerdem stellt sich das Kabarett „Spott und Spiele“ vor, und im Mehrgenerationenhaus am Dreescher Markt wird im Rahmen eines Forums über Straßennamen eine Ausstellung mit Grafiken von Tisa von der Schulenburg gezeigt.
Ein Besuch „in der Platte“ lohnt sich also auf jeden Fall.
 
 
Sozialministerin war zu Gast
Politiker kommen im “Eiskristall” mit Bewohnern ins Gespräch
 
Prominentester Gast im „Eiskristall“ war im März Sozialministerin Manuela Schwesig, die sich beim Frauenfrühstück der SPD über das ehrenamtliche Engagement in der Platte informierte, aber auch ein offenes Ohr für die Probleme der Bewohner hatte. So ging es vor allem um Arbeitsmarktförderung und die Unterstützung für soziale Träger und ihre Treffs auf dem Dreesch. Die Ministerin informierte über das neue Ehrenamtsdiplom, das ihr Ministerium für aktive Ehrenamtler ausstellt und über die Leistungen aus dem Bildungspaket für Kinder und Jugendliche. Diese waren durch die Jungs von „Power for Kids“ vertreten, die mit einem Kurzauftritt überraschten.
Bild: Manuela Schwesig (rechts) mit den Jungs von “Power for Kids” Foto: hl
 
Auch Dr. Armin Jäger (CDU) stellte sich im März bei Kaffee und Kuchen den Fragen der Gäste, u. a. zum Atomausstieg, aber auch zu seinem geplanten Rückzug aus der Landespolitik, den er mit seinem bevorstehenden 70. Geburtstag angekündigt hat. Außerdem berichtete er über seine Reise nach Israel mit der deutsch-israelischen Parlamentariergruppe des Landtags. Foto: hl
 
 
Runder Tisch Soziales mischt sich ein
 
Für eine neue Richtlinie zu den Kosten der Unterkunft und für verständliche Beratung setzt sich der Runde Tisch Soziales ein. Während im März Finanzdezernent Dieter Niesen zu Gast war, stellte sich am 7. April Ludger Meer vom JobCenter Schwerinden Fragen der Teilnehmer. Auch beim Sozialausschuss meldete sich das Gremium zu Wort. Christian Schneider vom Verein „Die Platte lebt“ berichtete aus seinen Gesprächen mit Betroffenen, die sich einmal im Monat im „Eiskristall“ über Sozialleistungen informieren. Die neuen Betrachtungen wären schwer verständlich und schwer vermittelbar. Es herrsche Unverständnis darüber, dass bei getrennter Berechnung und Angemessenheitsprüfung von Heizkosten und Kaltmiete (brutto) Überschreitungen auf der einen und Unterschreitungen auf der anderen Seite nicht mehr verrechnet würden. Thematisiert wurde auch das frühere „Notfallzimmer“ bei der ARGE, das nach Ansicht des Runden Tisches wieder eingeführt werden sollte.
 
 
„Sechser im Lotto“ und Schokoravioli
Multikulti-Paare und ein Italiener im „Eiskristall“
 
Beim Februar-Talk im „Eiskristall“ trafen sich Multikulti- Paare und plauderten über die Liebe, fremde Kulturen, Sprachbarrieren und Toleranz. Prominentester Gesprächspartner war der Landtagsabgeordnete Helmut Holter (Die LINKE), der seine Frau Karina beim Studium in Moskau kennenlernte und 2011 mit ihr Silberhochzeit feiert. Sie ist für ihn „der spannendste Mensch auf der Welt“, er für sie „wie ein Sechser im Lotto mit Zusatzzahl.“ Für beide war es Liebe auf den ersten Blick. Nach dem Antrag beim romantischen Essen ließ sie ihn allerdings noch ein wenig zappeln, obwohl sie schon am ersten Tag wusste, dass sie mit diesem Mann ihr Leben verbringen will. Karina Holter erklärte an diesem Abend im Stadtteiltreff nicht nur die Liebe zu ihrem Ehemann, sondern auch zu dem Land, in dem sie seit 1987 lebt. In Deutschland fühlt sie sich sehr wohl und kann sich hier verwirklichen. Dass Karina Holter die deutsche Sprache autodidaktisch erlernt hat, mag man kaum glauben. Sie plauderte im „Eiskristall“ mit Geist, Charme und Humor und musste sich von Zeit zu Zeit bremsen, um auch die anderen Gäste zu Wort kommen zu lassen. Helmut Holter liebt die russische Sprache und rät Zuwanderern, mindestens zwei Jahre auf ihr Heimatfernsehen zu verzichten, um intensiv Deutsch zu lernen. Wichtig sei auch, sich mit den Traditionen und Sitten des anderen Landes zu beschäftigen. Man muss neugierig bleiben, stets dazulernen und die andere Kultur als Bereicherung verstehen.
 
Liebe auf den zweiten Blick
 
Liebe auf den ersten Blick wie bei den Holters war es bei Irina Abliganz nicht. Die zierliche Frau (1,58 m) aus Usbekistan lernte ihren Mann aus Aserbaidschan in Schwerin kennen, wo sie mit ihrer Familie seit 1996 lebt. Erst nach der zweiten Begegnung vier Jahre später begann sich etwas zu entwickeln. Inzwischen hat das Paar zwei Kinder und ist froh, dass Oma Lydia wie sie im Mueßer Holz wohnt und für die Enkel da ist, wenn die Eltern arbeiten. Schoger und Dieter Mönnich, ein deutsch-armenisches Ehepaar, das auf dem Großen Dreesch zu Hause ist, lernte sich beim Abschleppdienst kennen, in dem er bis zur Rente gearbeitet hat. Er schilderte die unzähligen behördlichen Hürden bis zur Hochzeit 2001, die die beiden mit Geduld überwanden. Und so hat die Patchworkfamilie jetzt einen Opa in Deutschland und Enkel in Armenien. In der Talkrunde vertreten waren auch die Ungarin Erzsebet Lindt sowie Vilena und Albert Brothandel (zusammen 160 Jahre) als „dienstältestes“ Ehepaar - mit russischen und armenischen Wurzeln. Von den sechs Enkeln zog es drei nach Amerika. Multikultilebt! hl
 
 

„Ein Italiener in Meck-Pom”

Am 11. April war der Stadtteiltreff fest in der Hand eines Italieners, der 1995 nach Meck-Pom kam. Antonio heißt er und ist vielen Schwerinern bekannt - als Koch, Bäcker, Konditor und Schokolatier mit Leidenschaft. Irina Abliganz vom Stadtteilmanagement und Verein „Die Platte lebt“ lernte den „Lebenskünstler“ vor anderthalb Jahren kennen und unterstützt ihn seitdem bei Hochzeitstorten und anderen köstlichen Kreationen. Auch an diesem Abend, an dem gekocht und geplaudert wurde, waren die beiden ein Team, das zusätzlich unterstützt wurde von Mario Marschall. Der Hobbykoch aus Schwerin half beim Nachtisch, um dem „Meister“ nützliche Tipps für sein Dessert abzugucken, mit dem er Anfang Mai in die ZDF- „Küchenschlacht“ ziehen will. Deshalb wurden die Schokoravioli mit Maskarpone- Käse auf Himbeer-Vanille- Ragout besonders sorgfältig zubereitet Doch ansonsten dominierte die Tomate – für Bruschetta, Tomaten-Orangen -Suppe mit Rucola und geraspelter weißer Schokolade und auch für die Gemüsesoße, die zu den Nudeln gereicht wurde. Preiswert einkaufen und alles mit viel Fantasie, Liebe und Gewürzen zubereiten – so Antonios Grundregel. Er liebt Rosmarin und deutschen Grünkohl. Auf die Frage, wie deutsch er nach 15 Jahren in Meck- Pom denkt und fühlt, meint er schmunzelnd: „Meine Familie in Italien sagt, ich gehöre nicht mehr dazu.“ Aber irgendwann kehrt er dorthin zurück, daran ließ er keinen Zweifel. Vorher kommt er aber nochmal auf den Dreesch – zu einem italienischen Sommerabend auf der Terrasse des Stadtteiltreffs. hl