Februar 2016

Blumen blühen im Schnee

Nicht nur Sträucher und Blumenstauden, die beim  Abriss  der  Kita  „Knirpsenstadt“  weichen mussten, zogen von der Kantstraße zum „Plattenstern“  um.  Auch  vier  Betonplatten fanden auf der benachbarten Brachfläche einen neuen Platz.Während der Verein „Die Platte lebt“ ein riesiges  Blumenbild  auf  die  sieben  Meter  lange Betonfläche an der Hegelstraße zauberte, warten  die  beiden  Platten  an  der  Kantstraße noch  auf  ihre  Gestaltung  durch  Jugendliche. Wie es mit der Brachfläche im Mueßer Holz weitergeht, wird derzeit diskutiert.

Aus  kaputten  Gehwegplatten  entstand  neben dem „Plattenstern“  ein  kleines  Podest,  das Mittelpunkt eines Labyrinths werden soll. Kinder  halfen  nicht  nur  beim  Aufbau, sondern brachten auch rund 1.500 Frühblüher in die Erde. Hier die Kita „Waldgeister“ mit Unterstützung von Marina  Hornig vom Verein „Die  Platte  lebt“.

 

Ein Scheck für die Flüchtlingshilfe

Alexander  Plaumann  und  Simone  Borchardt  überreichten  im  November an den Verein „Die Platte lebt“ 250 Euro für Deutschbücher und andere Lehrmaterialien. Sie sind bestimmt für den Deutschunterricht für Flüchtlinge und Asylbewerber, der in der  Hamburger Allee stattfindet. Dankeschön!

 
 
 

Nachdenkliches aus dem „Eiskristall“

Beobachtungen und Erlebnisse im „Welcome-Café“ des Stadtteiltreffs
 
Februar 2015. Vor zwölf Monaten hätte kaum jemand voraussagen können, wie sich das Jahr seinem  Ende zuneigen würde.  Auch  nach  Schwerin kamen Menschen  in tiefer Not, geflüchtet  oder  vertrieben  aus  ihrer  Heimat fernab unserer Region, traumatisiert durch Krieg  und Verbrechen. Hilfe  den Ankommenden  zu bieten  versteht sich da von selbst. In der Landeshauptstadt öffnete an einem  Montag im September das erste Welcome-Café, und zwar im Stadtteiltreff „Eiskristall“  am Berliner  Platz: Willkommen.
Jeden  Montag  von  15  bis  18 Uhr. Inzwischen laden weitere Cafés dieser Art ein, verstreut über  das Stadtgebiet  und  die Wochentage. Ich  erinnere  mich:  Unsicher, fast schüchtern standen  am „Eiskristall“ die  ersten  Besucher vor dem  Eingang:  meist junge Männer, auch einige ältere,  ein  paar  Frauen.  „Guten Tag – Salam“. Es kamen jedes Mal  mehr – manchmal  bis  zu 50 Personen. Das  Wichtigste: Sprechen, Kennenlernen, Eindringen  in  eine  neue,  andere Welt   der Lebensweise, der Kultur, der  Befindlichkeiten. Mühsam die ersten   Schritte, aber  es  waren  Helfer  da: Schweriner,  die ehrenamtlich die ersten Schritte der Ankommenden  erleichtern  wollen –  bei  Behördengängen,  beim Einkaufen, vor  allem  beim Deutschlernen. Natürlich tun sich Kontraste auf: Patriarchale Strukturen treffen auf freizügige, offene Lebensweise. Unterschiedliche Bräuche, Gepflogen heiten und Traditionen sind zu respektieren, andererseits müssen  unsere  hier geltenden Regeln und Gesetze eingehalten werden. Ihren Beitrag dazu wollen die Welcome-Cafés leisten. Das archaische Welt- und Familienbild erweist sich natürlich als eines der größten Integrationsprobleme, und seine Lösung bleibt meist unauffällig.  Doch  es  wird  –  zumindest im „Eiskristall“ – normal, wenn die ein Kopftuch tragende  Muslima  aus  Haleb  (Aleppo) in Syrien neben der stolz ihre offenen langen Haare zeigenden  jungen  Ukrainerin aus  dem  Donbass  sitzt  –  beide  bemühen  sich angestrengt um das Deutsch, „wie man es auf  der  Straße  spricht“. Die Lütte aus der dritten  Klasse übt sich als Dolmetscherin für ihre Eltern, die noch oft ratlos gucken und zuhören. Der Junge aus der achten Klasse der Astrid-Lindgren-Schule  ist  da schon besser im Übersetzen.
Ein  Mann berichtet  von  seiner abenteuerlichen Flucht über den Libanon, Ägypten, das  Mittelmeer, Griechenland nach  Mitteleuropa  und endlich  nach  Deutschland;  seine Frau mit den  beiden Kindern floh über Bahrain nach Indien und wartet dort auf ein Visum nach Deutschland – Familienzusammenführung. Eine Muslima meint: „Ja, in der Öffentlichkeit  hat  mein  Mann  das Sagen, aber zu Hause muss er sich nach mir richten!“
Viele  Schicksale  tun  sich auf. Friedliche,  pluralistische  Demokratie – darauf können und wollen  wir  stolz  sein. Welcome, Willkommen ist deshalb angezeigt. Integration gelingt innerhalb von Respekt und Toleranz – auf beiden Seiten!
Dieter W. Angrick