Neustart im Plattenpark
Erhofftes Großprojekt ist geschrumpft, am 31. August sollen Nachbarn zum Mitmachen eingeladen werden
Hanne Luhdo schaut fast jeden Tag vorbei im „Plattenpark“ im Mueßer Holz. Schaut in den Bücherkarren, sammelt ein wenig Müll auf, sieht einfach nach dem Rechten. „Manchmal liegt hier eine leere Flasche, öfter finde ich ein paar Kippen“, sagt die Vorsitzende vom Verein „Die Platte lebt“. „Aber insgesamt ist es hier sehr sauber.“ Von Vandalen sei der kleine Park verschont. Viele Menschen setzen sich gern auf eine der Gabionen-Bänke, in denen die Reste einiger Plattenbauten ruhen. Manche nehmen sich ein Buch aus dem Karren und lesen, andere wieder spielen Pokemon Go oder – ganz altmodisch – unterhalten sich einfach.
Der kleine Park wird angenommen und geschätzt – doch mit den ehrgeizigen Visionen von einst hat er nur wenig zu tun. Auf einer Brachfläche zwischen Hegel- und Kantstraße sollte ein Erlebnispark aus Abrissmaterial ehemaliger Mehrfamilienhäuser entstehen. Eine spannende Mischung aus Up-Cycling, Geschichtsdokumentation und Stadtteil-Treffpunkt. Labyrinth, Ökopyramide, Plattenstern und andere Elemente waren auf dem Reißbrett schon fest geplant – dann gab die Stadt quasi in letzter Minute die vorgesehene Fläche nicht frei, der Plattenpark musste auf ein viel kleineres Areal gleich daneben ausweichen. Weiterhin stellte sich heraus, dass es ganz schön schwierig und vor allem teuer war, ganze Abrissplatten aus Wohnblöcken hierher zu schaffen. Und auch die Begeisterung der Vereinsmitglieder und Förderer ließ nach. Heute sind es vor allem Vereinsvorsitzende und Stadtteilmanagerin Hanne Luhdo sowie Dr. Marion Hornig, die sich um den Park mit seinen Bänken und Beeten kümmern. Helfer werden also dringend gesucht – und Großsponsoren. Denn für die ehemals avisierte Fläche scheint sich bis jetzt kein größerer Investor gefunden zu haben, dort wächst zurzeit nur das Unkraut hüfthoch.
Turm der Artenvielfalt, Weidendom und ein essbares Haus – gemeint sind damit übrigens Euro-Paletten mit Spalierobst, kein Zuckerkuchenhaus – stehen auf dem Wunschzettel der Planer vom Plattenstammtisch. Aber auch die Bemerkung: „Die Ökopyramide und das Plattenlabyrinth sind nicht realisierbar, solange wir keinen Großsponsor haben. Ohne Sponsor ist nur eine schrittweise Weiterentwicklung des Plattenparks möglich – wie bisher.“ Das könne durchaus von Vorteil sein, weil sich die Bewohner langsam auf die Veränderungen einstellen könnten.
Und genau diese Bewohner wollen die Initiatoren künftig mehr in die Planungen zum Plattenpark mit einbeziehen und sie sogar als Paten für Teilobjekte gewinnen. Aber wollen sie gärtnern oder lieber einen Trimm-Dich-Pfad? Mehr Sitzgelegenheiten, eine Überdachung, mehr Platz zum Toben? Bei einem „Bratwurstgespräch“ am Mittwoch, 31. August, ab 17 Uhr soll es im Plattenpark um die Zukunft des Areals gehen. „Wir wollen zeigen, dass der Stadtteil Mueßer Holz eben nicht abgehängt wird“, sagt Hanne Luhdo, während eine Baufirma gerade mit dem Abriss der ehemaligen Kaufhalle gleich nebenan beginnt. Hier sollte eigentlich eine Rollsporthalle entstehen – doch der Traum ist inzwischen geplatzt. Direkt dahinter liegt das kleine Einkaufscenter, in dem jüngst Aldi zugemacht hat. Für viele Bewohner des Mueßer Holzes ist es zurzeit ziemlich schwer zu glauben, dass sie nicht angehängt werden.
Bild: Hanne Luhdo schaut im Plattenpark nach dem Rechten. Was sie sich am meisten wünscht, ist ein Stromanschluss.