Februar 2012
Runder Tisch Soziales - was soll der eigentlich?
Was tun? Diese Frage stellte sich Ende 2008 einigen Aktiven. Im Frühjahr waren Beschwerden von Lehrern und Eltern laut geworden über die Trinker am Getränkemarkt der Keplerpassage, die auch direkt am Zaun der angrenzenden Schule ihre „Geschäfte“ erledigten. Die Idee der „Trinkerecke“ wurde geboren, um nicht mit Zwang, sondern mit einem Anreiz die Menschen an andere Stelle zu bitten, weg vom Schulbereich. Mit den Betroffenen wurde ein Platz gefunden und hergerichtet. Doch dies war nur eine kurzzeitige Lösung. Das Projekt ist ausgelaufen, das Problem der Trinker und ihres Erscheinungsbildes in der Öffentlichkeit blieb und keine städtische oder sonstige „real existierende“ Institution wollte sich mit dieser Frage und denkbaren Lösungsmöglichkeiten beschäftigen.
Der Verein „Die Platte lebt“ rief deshalb im Dezember 2009 den „Runden Tisch Soziales“ ins Leben, an dem jeder Interessierte und Aktive teilnehmen kann. Er beschäftigt sich mit Themen, die andere nicht interessieren, die andere nicht aufgreifen und mit denen sich auch – zumindest am Anfang - kein von Dritten bezahltes Projekt verwirklichen lässt, siehe „Trinkerecke“. Seitdem haben wir uns in unserer Platte leider erfolglos um den Erhalt der Kita „Knirpsenstadt“ bemüht, aber erfolgreich Umzug und damit Fortsetzung der Arbeit des Vereins „Power for Kids“ miterstritten, die Bekanntmachung des Bildungs- und Teilhabepakets intensiviert, die Diskussion um die Wohnungslosenunterkunft versachlicht, widersinnige Regelungen der städtische Bezahlung der Kosten der Unterkunft kritisiert und natürlich das Trinkerproblem u. a. mit Peter Grosch von der Evangelischen Suchthilfe diskutiert und unterschiedliche Lösungsansätze aufgezeigt. Durch die monatlichen Sitzungen bei den unterschiedlichsten Initiativen auf dem Dreesch sind persönliche Kontakte entstanden, durch die wir neue Ideen, aber auch Probleme relativ schnell erfahren und besprechen können, was natürlich durch die Teilnahme vieler Vertreter anderer Institutionen am „Runden Tisch“ wesentlich erleichtert wird.
Wir werden von niemandem bezahlt und wollen mit „Problemideen“ auch keine eigenen, geförderten Projekte akquirieren, daher sind wir unabhängig. Diese Unabhängigkeit versetzt uns in die Lage, auch bestehende Helferstrukturen zu kritisieren, was – wie sich gezeigt hat – nicht nur sinnvoll und notwendig ist, sondern gelegentlich auch zu erstaunlichen Reaktionen der Kritisierten führt. Wenn wir in diesem Sinne unabhängig Ideen und Probleme aufgreifen, bündeln, zu Lösungen beitragen und bestehende Strukturen kritisieren, müssten wir doch eigentlich auf dem richtigen Weg sein. Christian Schneider